Im Schatten des westdeutschen Wirtschaftswunders wurde Untertage in den Zechen des Ruhrgebiets der Brennstoff für den Boom gewonnen. Und ähnlich, wie die steigende Wirtschaftskraft, stieg die Anzahl der Bergleute mit Staublunge besorgniserregend an. Die Krankheit machte sie erst zu Invaliden in den Fenstern der Zechensiedlungen und ließ sie dann langsam dahinsiechen. Daniel Trabalski hat sich in seiner Forschung angeschaut, wie die Staublunge entdeckt, behandelt und vergessen wurde.
Shownotes
Die Staublunge
Ruhrbergbau
Pneumokoniose
Silikose
Knappschaft
Rentenversicherung
Eine Krankheit
Unfallversicherung
Bergmannsheil Bochum
Bergmannsheil Buer
Bergmann
Berufsunfähigkeitsrente
Leben mit der Staublunge
IG Bergbau
Finanzielle Unterstützung
Blutgasanalyse
Pflegegeld
Literaturempfehlungen
Daniel Trabalski: Weg vom Fenster – Die Staublunge der Ruhrbergleute zwischen wissenschaftlicher Entdeckung, betrieblicher Regulierung und gesellschaftlichem Vergessen in der Bundesrepublik, Stuttgart 2023.
Ralf Piorr (Hrsg.): Die Männer von Luise Taschenbuch – Erzählung eines unbekannten Bergmanns, Essen 2017.
Desiderat:
Arbeitergeschichte
Geschichte der Berufserkrankungen
Hallo Philipp,
zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zur 100. Folge deines Podcasts! Leider ziemlich nachträglich. Ganz egoistisch wünsche ich mir, dass du den Spaß an deinem Podcast beibehältst und weiterhin mit spannenden Menschen über ihre spannende Forschung sprichst.
Ich denke, ich bin nicht der einzige, der, trotz Interesse an Geschichte im Gymnasium, nicht den Sprung ins Geschichtsstudium gewagt hat. Aber Arbeiterkinder, die von ihren Eltern auch während des Studiums unterstützt werden wollten, taten zumindest in meiner Jugend (Mitte der 80er) gut daran, bei der Studienwahl die Eltern nicht allzusehr zu verstören.
Damit robbe ich mich langsam an die Folge 100 heran. Ich höre den Podcast auf dem Weg zur Arbeit, damit nicht immer sooo super konzentriert. Dennoch ist bei mir Unzufriedenheit hängengeblieben, die ich nun einige Zeit mit mir herumgeschleppt habe. Ich fand diese Folge 100 mit Blick auf die Rolle der Berufsgenossenschaft doch ein wenig sehr unkritisch.
Daher ein wenig annekdotische Evidenz von einem Bergmannskind, dessen Vater Silikose hatte.
Berufsgenossenschaften sind eine vom Arbeitgeber finanzierte Veranstaltung! So fürsorglich ggü. den Arbeitnehmern, wie im Podcast dargestellt waren, die nun wirklich nicht und nie! Berufskrankheiten verusachen aus Sicht der BG Kosten und werden (bis heute) anerkannt, wenn nun wirklich kein Weg mehr dran vorbei führt. Dazu gibt es einiges an Literatur. Branchenübergreifend. Lange Zeit ist es aus Sicht der Arbeitgeber vollkommen ausreichend, siechen Leuten zu kündigen, die nicht mehr arbeiten können. Ich habe gerade nochmal den Silikose-Wikpedia Artikel mit der dort erwähnten Dissertation aus den 30er Jahren gelesen. Sehr bezeichnend, dass erst einmal die inzuchttreibenden Bergleute selber an der Silikose schuld sind…
Ich verweise weiterhin auf das (zugegebnermaßen nicht sehr wissenschaftliche) Buch Engelmann/Wallraff: „Ihr da oben – Wir da unten“ in dem im 1. Kapitel auf die Laune der Natur hingewiesen wird, dass viel mehr Bergleute knapp unter 30% diagnostiziert bekommen haben, als (rentenberechtigende) 30+X%.Wird leider im Buch nicht belegt. Wäre aus meiner Sicht aber den Schweiß der Wissenschaft wert, der Frage nachzugehen, ob man das heute nachvollziehen kann.
Mein Vater hatte übrigens im ersten Anlauf auch rd. 27%. Das bringt mich zu dem Punkt, dass in der Vertreterversammlung der BG auch Gewerkschafter saßen/sitzen. Daher wohl die Interessen der Arbeitnehmer ausreichend berücksichtigt sein sollten.
Zumindest unter Bergleuten auf Zeche Zollverein war es Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre bekannt, dass man mit einem Silikose-Bescheid unter 30% nicht zur Gewerkschaft geht. Aussichtsreicher war der Weg zu einem Verband der Lungengeschädigten (?). Übrigens auch bei Gewerkschaftern, wie meinem Vater. Dem Verband ist man dann beigetreten. Dann wurde ein Gegengutachten erstellt und ein Anwalt beauftragt, der eine weitaus bessere Erfolgsquote beim Erklagen einer Silikose-Rente hatte, als die doch traditionell sehr konsensorientierte Bergbaugewerkschaft.
Das hat bei meinem Vater genau so funktioniert. Ich bin gerade beim schnellgoogeln leider am genauen Namen des Verbandes gescheitert. Ich habe „VdL“ in Erinnerung. Aber wahrscheinlich stirbt das Klientel für den Verband auch nach und nach aus.
Damit aber genug der Kritik. Ich wünsche dir einen schönen Sommer ein tolles Leben und noch viele interessante Gäste.
Lieber Gruß aus Essen!
Bernhard Groß
Hallo Bernhard,
vielen Dank für deinen Kommentar. Leider kann ich deinem Wunsch nach kritischen Diskussionen nicht nachkommen. Solche Diskussionen findest du in wissenschaftlichen Kolloquien. Mein Podcast ist dafür nicht der geeignete Ort, da es weder leistbar noch mein Anspruch ist.
Viele Grüße
Philipp